Rollenspiel

Ben kämpfte spielerisch gegen Emericks Griff und zog ihn dann schließlich ebenfalls unter Wasser. Prustend tauchte er wieder auf und schüttelte den Kopf. "Wieso? Ich sag doch nur wie es ist. Manche Dinge muss man aussprechen. Und du bist noch erstaunlich fit für dein Alter."

Emerick kam gleich nach Ben wieder aus dem Wasser und musste lachen, "na danke auch", er strich sich die nassen Strähnen aus dem Gesicht, "und bist vorlaut genug für dein Alter" Er streckte eine Hand nach dem Rand aus um sich ebenfalls festzuhalten.

"Das hat nichts mit dem Alter zu tun. Vorlaut war ich eigentlich schon immer, heute längst nicht mehr so sehr wie früher. Als Kind hatte ich es faustdick hinter den Ohren, heute bin ich brav." Er versuchte sich an einem unschuldigen Lächeln aber das amüsierte Funkeln seiner Augen machte das zunichte.

"Dann gehen unsere Definitionen von brav weit auseinander, denke ich" Em strich Ben mit einem Finger über die Wange, "das Lächeln kaufe ich dir nicht ab", meinte er dann lächelnd.

"Ach so? Dann definiere mir doch einmal brav für deine Maßstäbe." Ben war interessiert. Die Berührung ließ ihn lächeln. "Solltest du vielleicht auch nicht."

"Brav betrinkt sich nicht mit seinem Professor und brav folgt diesem nicht durch ein Portal nach Südfrankreich um dort unerlaubt zu baden", präzesierte Em, "brav liegt jetzt wahrscheinlich in seinem Bett und schläft mit den Händen über der Bettdecke"

Ben musste bei dieser Definition lachen. Das war absolut nicht er, das gab er gerne zu. "Und was ist dann das Gegenteil von brav? Ungezogen?", wollte er wissen. "Und du musst bedenken, brav erlebt keine Abenteuer und hat kaum Spaß."

"In deinem Fall, dass was ich bisher kennengelernt habe ehr frech...", wiegelte Emerick ab und hob abwehrend eine Hand, "ich hab auch nicht behauptet, dass du mir so bicht gefällst", meinte er lachend.

Sein Grinsen wurde für den Moment anzüglich. "Ich kann auch noch frecher. Liegt ganz an dir." Ben schüttelte den Kopf. "Hab ich auch nicht so aufgefasst. Würde es dir nicht gefallen, wären wir nicht hier und würden schwimmen."

Emerick musterte Ben für einen Moment und wandt sich dann ab. Das erwachsene Ich kletterte langsam in ihm hoch und versuchte ihm klar zu machen, wie unvernünftig er hier doch gerade war. "Lass uns noch eine runde schwimmen..." Er mochte Ben, ja ok, das gab er zu, aber er war nicht hier um mit seinem Studenten zu schlafen. Dachte Ben das von ihm?

Er merkte selbst, dass die Stimmung kippte und biss sich auf die Lippe. Das hatte er jetzt nicht beabsichtigt mit seinen Scherzen. "Ja, Schwimmen ist gut." Sprachs und tauchte unter um ein wenig unter Wasser zu schwimmen um in der Mitte des Beckens wieder hoch zukommen. "Ich wette, das Schwimmbad ist im Sommer überfüllt. Ist schön hier."

Emerick legte kurz den Kopf in den Nacken und seufzte laut, als Ben unter getaucht war, dann stieß er sich vom Beckenrand ab und folgte Ben mit langen Zügen  aber über Wasser. "Ich war lange nicht mehr hier, aber ja, als Kind war es hier immer brechend voll"

"Bei uns in der Nachbarschaft gab es kein Schwimmbad. Du musstest immer durch die halbe Stadt fahren oder in einem See schwimmen gehen. Wir haben dafür andere Sachen gemacht und Schwimmen war immer was Besonderes wenn man so will."

"Hier war ich auch nur, wenn wir meine Großeltern im Sommer besucht haben", erzählte Emerick, "Aber an die Baumschule meines Vaters hat ein See gegrenzt, in dem wir bei jedem Wetter waren" Er und sein Bruder waren in der Natur groß geworden, im Wald, auf Wiesen und zwischen Bäumen und Sträuchern.

Ben lächelte ihn an. "Klingt schön." Er schwamm zum Rand und hievte sich aus dem Wasser. Seine Beine ließ er ins Wasser baumeln. "Meine Cousine war eine Wasserratte, sie hat das geliebt. Aber meistens waren wir entweder in einer Spielhalle oder haben so rumgehangen."

Emerick kam am Rand an, überkreuzte die Arme und legte den Kopf darauf. Er blieb im Wasser, ihm ging es nämlich wie scheinbar auch Bens Cousine. So schnell würde ihn hier nichts mehr heraus bekommen. Die spätsommerliche Luft war hier drüben auch noch viel wärmer, als in England.. Wieso kam er eigentlich nicht öfter her? "Was für eine Psielhalle?",  wollte er wissen.

"Da war diese Spielhalle in unserer Gegend. Runtergekommenes Teil, wie so Vieles. Aber wir konnten für ein paar lausige Cent den Ganzen Tag dort abhängen und spielen. Als Kids natürlich genial und für die Teenager hat der Besitzer unter der Theke Bier verkauft. Es gab alles da, Automaten und Billardtische, Air Hockey, Tischfußball."

Emerick musste lächeln,  "das klingt wirklich nach einer guten Kindheitserinnerung!", er sah zu ben hoch, "Wen du von früher erzählst  redest du immer von deiner cousine und dir, wart ihr immer zu zweit unterwegs?" Er und sein Bruder waren es meistens gewesen. Klar hatte vor allem sein Bruder  Freunde aus der Schule gehabt... Aber eigentlich hatten sie nicht mehr als sich gebraucht.

"Manchmal." Ben zog die Schultern hoch und bewegte die Füße im Wasser. "Ich hatte meine Gruppe, mit denen ich rumgehangen habe, aber wenn sie Zeit hatte haben wir viel zusammen gemacht. Ich war immer der Kleine, weil jünger. Wir haben uns toll verstanden." Bis seine Cousine mit allem gebrochen hatte wofür die Finley-Failie stand und beschlossen hatte gut zu sein. Die Familie hatte ihr das nie verziehen und eine Freundschaft zwischen Cousine und Cousin nicht geduldet. Irgendwie hatten sie es doch geschafft sich zu sehen, Kontakt zu halten, und sie war es schließlich auch gewesen, die Ben dabei half gut zu werden. Doch darüber wollte er jetzt nicht nachdenken, nicht wenn er mit seinem Professor in einem Schwimmbad in Frankreich war!

"Wie älter ist sie?", wollte Emerick also wissen, "und hat es einer deiner alten Gruppe geschafft auch heute noch ein Freund zu bleiben?" Er hatte mit Kindern in seinem alter nie viel anfangen können  hatte sich immer anders gefühlt  und im Endeffekt war er es ja auch gewesen. Nur bei seinem Bruder und seinem Dad hatte er seine Magie nicht zurück halten müssen und wirklich Freunde hatte er erst auf der Steria&Clark getroffen.

"Zwei Jahre, fast drei." Ben lächelte. Er liebte seine Cousine heiß und innig und bewunderte sie. Und er würde sie nie vergessen. "Sie waren nie Freunde wir haben halt was zusammengemacht weil wir alle gleich alt waren. Das war ganz praktisch. Ich möchte sie auch nicht als Freunde haben, sie sind schrecklich. Freunde habe ich erst nach meinem Umzug nach San Francisco gefunden und jetzt hier."

Emerick legte den Kopf in den Nacken und sah hoch zu den Sternen die hier auf dem Land richtig funkelten. Er musste grinsen bei dem Gedanken an den bunten Haufen, der immer um Ben herum unterwegs war. "Mir gehts ähnlich"

Ben lehnte sich auf seinen Ellbogen zurück und sah über das Wasser. "Leider geht die Uni nicht ewig. Ich meine, du hast länger Zeit, da du unterrichtest. Ich muss nach einiger Zeit wieder weg und wer weiß was dann ist.", murmelte er leise.

"Ich habe gelernt, dass die wahren Freunde bleiben", da waren immerhin Elli und Momo, die sich fast wöchentlich bei ihm meldeten.. Immernoch. Obwohl er es war, der sie seit der Rückkehr der Expedition versuchte zu ignorieren. "Und das Grundstudium dauert drei Jahre, wenn du problemlos durch kommst und je nach Fachgebiet kannst du einen Magister von zwei bis vier Jahren hinten ran hängen, der sich verlängern kann, je nach dem in welchem Vorachungszweig du tätig bist oder wenn du nebenher schon arbeitest, Familie, Reisen... ", ratterte er herunter.

"Whoa!" Ben hob die Hand. "Zuviel des Guten für heute Abend. Dazu hab ich schon zuviel getrunken und kann es mir eh nicht merken. Aber danke. Ich werde dich noch einmal danach fragen wenn ich wieder nüchtern bin, okay?" Er lächelte schief und zog die Beine aus dem Wasser um aufzustehen. "Was die Freunde angeht hast du aber wahrscheinlich Recht."