Rollenspiel

"Ich bin aber wirklich nicht besonders anspruchsvoll", meinte Ottie abwinkend, "Ich nehme auch den Schlafsack, solang ich was zum zudecken habe. Und mit Ben hab ich festgestellt das auch zwei Leute ins Bett passen. Wie gesagt, ich bin sehr anspruchslos, was Schlafmöglichkeiten angeht!

"Du bist der Gast, du bekommst das Bett....Du hast mit Ben in einem Bett geschlafen? Hab ich was verpasst?" Er riss die Augen auf vor Überraschung und plinkerte Ottie verblüfft an. "Das...ähem...kommt darauf an wie die Menschen schlafen."

"Ja, du hast verpasst das wir unheimlich müde waren", meinte Ottie und setzte sich dann ohne weitere Widerworte auf Colins Bett. Sie war wirklich ein einfacher Gast und wenn Colin ihr das Bett unbedingt überlassen wollte... Jetzt fiel ihr erst auf das Earl fehlte, sie hoffte das er mit ihrem Mitbewohner klar kam. Oh Gott, dem hatte sie auch noch etwas zu erklären!

"Uhm..." Colin war immer noch feuerrot und kramte eilig nach seinem Schlafsack und der Matratze. "Ich...Ich bin keine Jungfrau oder so oder prüde. Ich...Irgs." Er ließ das Reden einfach und pumpte stattdessen die Matratze auf.

Ottie schlich sich ein grinsen ins Gesicht als sie Colin so herumdrucksen sah, "ok", kommentierte sie es und man konnte deutlich die Belustigung aus ihrer Stimme hören, "Das ist gut zu wissen! Ich auch nicht", teilte sie dann ebenfalls mit und war kurz davor zu lachen.

Das bemerkte er dann doch. "Machst du dich über mich lustig? Dann nehme ich mal an ich bin der Erste, der so herumdruckst?" Das war jetzt nicht unbedingt das, was er hören wollte, und er schlug den Schlafsack zurück um hinein zu krabbeln.

"Ich-", Ottie unterbrach sich selbst, da 'ich mach mich nicht lustig' dann doch gelogen wäre, "es kam nur sehr unerwartet. Du bist generell der erste, der mir seine nicht vorhandene Jungfräulichkeit ohne größeren Zusammenhang mitteilt!", rette sich Ottie dann doch, zumindest hoffte sie es. Sie beobachtete mit einem Lächeln, wie Colin seine Schlafstelle einnahm.

"Ich hatte das Gefühl, dass es angebracht wäre es zu sagen. Wie schon gesagt, ich weiß dass ich merkwürdig bin und viele nehmen das zum Anlass mich zu verspotten. Da gewöhnt man sich an sich selbst zu erklären und zu verteidigen." Er zuckte die Schultern und sah zu ihr. "Mein Bruder macht sich auch immer lustigt, sagt ich würde nie bei jemandem landen oder so."

"Ich mag dich, Colin, ich mag komisch. Menschen die komisch sind, sind mir viel sympatischer als der ganze normale Wust, der da draußen rum läuft", meinte Ottie und lächelte Colin ehrlich an. Sie schlüpfte unter die Decke, blieb allerdings setzen, "und dein Bruder hat keine Ahnung!"

"Mein Bruder ist perfekt. War Schülersprecher, studiert Jura, ist ein absoluter Vorzeigesohn. Meine Mutter nimmt ihn überall hin mit und hat Bilder von ihm in ihrem Büro, genau wie von meiner Schwester. Ich weiß nicht, ob ich auch drauf bin oder nicht. Ist auch egal. Ich mag dich auch, Ottie. Weil du keine Vorurteile hast."

Ottie grinste Colin an und ließ sich dann zurück in die Kissen fallen, "wer will denn schon perfekt sein?" Ihre Schwester war perfekt, und was noch schlimmer war, sie sah auch noch genauso aus wie sie, , war genauso alt und jeder hatte sie immer mit einander verglichen.

"Perfekt ist langweilig.", nuschelte Colin. "Ich mag unsere Freunde, weil sie eben alle nicht perfekt sind. Auch wenn sie es vielleicht sein wollen. Ich glaube, jeder hat den ein oder anderen Moment, wo er oder sie perfekt sein will."

"Wer legt denn fest was perfekt ist?", fragte Ottie und rollte sich auf die Seite, um zu Colin hinunter zu sehen, "Schlaf gut, Colin", meinte sie leise und lächelte zu ihm hinunter, "es war ein cooler Tag, ich freu mich auf den Rest des Jahres mit euch!"

"Gute Frage." Colin hatte echt keine Ahnung. Er lächelte Ottie an. "Schlaf du auch gut, Ottie. Es war aufregend heute, aber ich freu mich auch." Er nahm seine Brille ab und legte sie ordentlich neben sich. Es würde ein spannendes Jahr werden.

"Ich mag dich mit Brille lieber"; meinte Ottie leise, schon ein wenig schläfrig, "es passt besser zu dem Colin, den ich kennen gelernt habe!" Sie schloss ihre Augen und rollte sich etwas mehr zusammen.

"Ja? Ich mag sie auch. Muss ich, ich vertrage Kontaktlinsen nicht wirklich und ich mag sie nicht. Aber danke." Er gähnte und schloss die Augen. "Träum was Schönes, Ottie, und schlaf gut." Er zog den Schlafsack höher und kuschelte sich ein.

Ottie konnte nur noch ein Grummeln von sich geben. Beim schlafen war sie etwa so einfach gestrickt, wie bei der Wahl ihrer Schlafmöglichkeit. Und jetzt war sie schon halb im Reich der Träume angelangt.
Tristan hatte sich zu Brad in das schmale Krankenhausbett gelegt, hielt ihn nah bei sich im Arm. Am Fußende lag ihr neues Familienmitglied und Tristan musste überrascht feststellen, wie viele doch in dieses bett passten.

Colin rollte sich nach einiger Zeit auf die Seite und schlief auch recht schnell ein. Es war doch anstrengender gewesen als er geahnt hatte und jetzt war er natürlich müde. Ziemlich schnell war er deshalb auch eingeschlafen. Kurz vorher nahm er sich noch vor morgen wieder Brad zu besuchen.

Wahrscheinlich war als erstes Ottie wach, die zusammen mit den ersten Sonnenstrahlen aufwachte. Auch wenn sie bestimmt nicht geschlafen hatte ohne sich zu bewegen, wachte sie genauso wieder auf, wie sie eingeschlafen war... Mit dem Blick in Richtung Colin, der schlafend auf dem Boden lag. Der Anblick wärmte sie von innen auf und brachte sie zum lächeln. Sie hatte doch tatsächlich in der ersten Woche so gute Freunde gefunden... Ausgerechnet sie, die quasselnde, seltsame Ottie. Wenn Clara das wüsste, sie würde es ihr eh nicht glauben!

Colin schlummerte immer noch selig vor sich hin, wachte nun aber auch langsam auf. Er krauste die Nase und grummelt, ehe er die Augen aufschlug. Er sah verschwommen, wie immer morgens. Daran gewöhnte man sich nach einiger Zeit. Die Brille störte ihn auch eigentlich nicht wirklich im Sinne von, dass sie da war. Sie rutschte nur manchmal und ließ ihn noch mehr wie einen Sonderling aussehen als ohnehin schon. "Morgen.", nuschelte er.

Otties Lächeln wurde breiter, als sie Colin langsam aufwachen sah. Normalerweise war sie vor ihrem zweiten Caffe nicht ansatzweise ansprechbar, von ihrer Laune war hier gar nicht die Rede, aber jetzt antwortete sie gut gelaunt mit "guten Morgen" Sie blieb genauso liegen wie bisher, zusammengerollt wie eine Katze, nur der Kopf schaute unter der Decke her und sie hatte eine wunderbare Sicht über das Zimmer.

Colin suchte seine Brille und setzte sie auf. Jetzt konnte er Ottie auch richtig sehen, jedenfalls das, was unter der Decke hervor guckte. "Wie hast du geschlafen?", wollte er wissen und streckte sich, nachdem er sich aufgesetzt hatte.

"Viel zu kurz, aber das tu ich immer", sagte sie und setzte sich langsam auf. Sie streckte sich ausgiebig und ließ ihren Rücken knacken, "aber ansonsten kann ich dein Bett weiterempfehlen. Gibt es in diesem Haus um diese Uhrzeit irgendwo Kaffee?" Sie zupfte ihr Tshirt zurecht und erkannte auf ihren Armen noch die Spuren des Schlafes, ihr Gesicht musste ähnlich aussehen.

"Du auch? Ich lese manchmal die halbe Nacht und erschrecke mich fürchterlich, wenn ich dann auf die Uhr schaue." Er sah auf die Uhr, es war wirklich noch früh. "Es gibt eine Gemeinschaftsküche mit einem Kaffeeautomaten. Gleich den Gang runter." Er deutete auf die Tür und gähnte. "Wenn du magst, kannst du aber auch erst duschen. Ich hab ein eigenes Bad."

Ottie sah zu der Zimmertür, als würde sich der heilige Gral dahinter verbergen, "Erst Kaffee! Davor geht gar nichts", dafür verließ sie sogar das kuschelige Bett, nur in ihrem T-shirt stieg sie über Colins Matratze und sah von der Tür zurück zu ihm, "Soll ich dir einen mitbringen?", fiel ihr dann doch noch ein zu fragen.