Rollenspiel

Ben sah auf seinen kleinen Hund herunter, der kaum draußen angekommen an der Leine zog und herum tollte. "Normalerweise spielt er mit seinem Spielzeug, wenn ich nicht da bin. Oder kuschelt mit seinem Kuscheltier. Aber er hat wahrscheinlich heute einen sehr aktiven Tag. Das kriegen wir hin."

Emerick beobachtete Ben und den kleinen Hund und vor allem Bens Blick auf den Kleinen. "Klingt, als hätte der kleine einen angenehmen Tagesablauf", gab Em zu und lächelte dabei. "Wollen wir erst eine Runde gehen oder wie sieht dein Plan aus?"

"Ich denke, dass er den hat. Und ich hoffe er fühlt sich wohl." Ben lächelte und nickte dann in eine Richtung. "Lass uns da lang, die Runde läuft er immer recht gerne und sie ist auch wirklich schön, landschaftlich gesehen." Er lief los und Buddha eifrig neben ihm.

Em steckte seine Hände in die Taschen seiner Jacke und lief neben Ben her. Seine Augen folgten dem quirligen Hund. "Dann gehen wir die Strecke", bestätigte und ließ sich von Ben führen.

"Sie führt nicht an den Hauptwegen oder an der Straße vorbei, dadurch ist sie ruhiger, weißt du?", erklärte Ben. "Und man läuft teilweise zwischen schönen Hecken und so etwas vorbei, das ist auch schön. Wir, also der kleine Zwerg da vorne und ich, mögen Wiesen und es ist gut um nach einem anstrengenden Tag abzuschalten."

"Das klingt nach genau der richtigen Strecke", meinte Em. Ben hatte ihn schon bei "Hecken und Wiesen". Er war schon allein wegen seiner eigenen Magie ein Verfechter des natürlichen und sein ganz eigener Lebenslauf unterstützte dies nur. Obwohl, Em sich schon mehrmals die Frage gestellt hatte, ob diese beiden Dinge nicht zusammengehörten.

Ben lächelte Emerick an. Er hatte gehofft, dass seine Wahl bei Emerick Zustimmung fand und freute sich nun doppelt. "Es wird sicherlich schön und es sind auch nicht so viele Leute unterwegs. Hab ich das schon gesagt? Wenn nicht, dann weißt du es jetzt." Er grinste.

Emerick musste leise lachen, aufgrund Bens Begeisterung, "Nein hattest du nicht gesagt, aber ja, das klingt auch sehr gut", gab er zu. Es war auch hier in England Sternenklar und hier, ein wenig außerhalb konnte man sie sogar sehen. Die engen Straßen, hohen Gebäude und hellen Lichter der Stadt verhinderten zumeist die Sicht auf den Himmel.

Ben schmunzelte und ließ Buddha dann ein bisschen weiter voraus laufen. "Es ist schön.", sagte er, nachdem sie eine Weile nebeneinander hergegangen waren und er sich umsah. "Hier draußen, jetzt. Und die Begleitung ist auch nicht zu verachten." Wieder ein Grinsen in Emericks Richtung.

Emerick erwiderte Bens Grinsen mit einem Lächeln, "na das freut mich doch zu hören" Er holte seine Hände aus den Jackentaschen und ging in die Hocke um eine kleine Pflanze, die wie Unkraut am Wegrand blühte, wuchern zu lassen, bis aus einem Finger großen, unscheinbaren Halm ein fast mannshoher Baum mit vielen winzigen Blüten geworden war.

Ben sah sich das fasziniert an. "Das ist toll. Ich mag deine Kräfte wirklich gern." Er kniete sich hin um das Ganze noch näher zu betrachten. "Das kannst du einfach so, das ist das tolle an Kräften. Dass man Dinge kann, die andere nicht können, aber dafür können die was Anderes."

Emerick lächelte, "Das ist eine Tamariske. sie kommt eigentlich wild nur im Mittelmeerraum, Asien bis ins nördliche China und in den Trockengebieten des nördlichen Afrikas vor. Das sie hier wächst ist ungewöhnlich", erzählte er behutsam. Seine Finger kribbelten Seit er den Schatten in sich hatte, konnte er nicht mehr viel seiner Magie nutzen. Es würde ewig dauern, bis er sie überhaupt wieder benutzen konnte, als würde der Schatten sich von ihr ernähren. Er pflügte ein paar der rispigen Blütenstauden, "und sie sind unheimlich wichtig in der asiatischen Trankbrauerei, sowohl frisch, wie auch getrocknet"

"Das wusste ich alles noch nicht. Wirklich cool." Ben sah sich die Blüten an. "Nutzt man alles für den Trank oder nur einen Teil der Staude. Manche Tränke haben ja nur die Blätter, andere Pollen und so. Ich kenne wenig Tränke wo alles verwendet wird." Er war begierig Neues zu lernen und Emerick konnte gut erklären.

"Generell kannst du alles der Tamariske verwenden, aber mir fällt auf Anhieb nur ein Trank ein, wo zwei Bestandteile benötigt, aber in zwei unterschiedlichen Arbeitsschritten", überlegte Emerick und ließ die Stauden in seiner Jacke verschwinden. Er zerrieb ein paar der kleinen Blüten zwischen den Fingern, "meist dient sie allerdings nur als Zierpflanze"

"Zierpflanzen sind doch auch hübsch. Ich kannte mal jemanden, der hat sich immer an einer Pflanze für seine Tränke bedient. Bis seine Mutter ihm gesteckt hat, dass dies nur eine Zierpflanze war, die absolut nichts bewirkte. Und dann hat sie ihn verdroschen, weil er ihre Pflanze kaputt gemacht hat."

"Das nenne ich aber konsequent", meinte Emerick lachend, "Allerdings gibt es noch mal einen unterschied zwischen Zierpflanzen der normal Sterblichen und Zierpflanzen von Zauberern. Die meisten Pflanzen haben tatsächlich einen weitern Zweck außer gut aussehen, die meisten kennen ihn nur nicht"

"Das war aber wohl eine stinknormale menschliche Zierpflanze, glaube ich. Noch nicht einmal sonderlich hübsch, eigentlich potthässlich. Die Mutter behauptete sie passe zur Familie. Das kann man jetzt auslegen wie man will. Ich kenne ein paar Pflanzen und Kräuter, aber vor allem was giftig ist."

Nun musste Emerick aber wirklich lachen. Er hatte sofort ein Bild von der Frau vor Augen, die sich zugestand, dass eine hässliche Pflanze zu ihr passte. "In Tränken relativiert sich die giftige Wirkung von Pflanzen ja ganz häufig."

"In Tränken. Außer man mischt kräftig was Giftiges zusammen. Dann kommt auch schnell Säure dabei raus. Oder irgendetwas Anderes Schädliches. Etwas, was aus dem Kessel quillt und ein Loch in den Tisch äzt zum Beispiel."

"Ich vin mir nicht vollends sicher, ob ich die Geschichte hinter dem armwn Tisch wissen möchte", meinte Em amüsiert. Er trat von der Pflanze zurück und setzte an weiter zu gehen.

"Da gibt es keine Geschichte. Der Trank hatte das falsche Mischverhältnis und ist übergekocht." Ben zuckte die Schultern. "Abgesehen davon konnte man dann einen neuen kaufen und das war auch irgendwie gut. Am Ende konnte man sich also nicht beschweren."

"Immerhin war es kein lieblingstisch"  meinte Emerick amüsiert lächelnd. Er sah Bens Profil beim weiter gehen an und sein Lächeln wurde breiter. Unglaublich das es so etwas einfaches wie ein Spaziergang es schaffte, ihn endlich mal wieder ein wenig zu entspannen.. Natürlich hatte das nichts mit Ben zu tun.

"Es gab bei uns in der Wohnung wenig, wo man von Lieblingsteilen sprechen konnte. Sicherlich nichts so Simples wie ein Tisch." Ben schmunzelte. "Und das Wichtige wurde so aufbewahrt, dass man es nicht einfach zerstören konnte. Notfalls wurden Zauber genutzt." Er lächelte Emerick an. Das war schön hier mit ihm zu reden.

"Es ist interessant zu hören, wie es ist aufzuwachsen und von der magischen Welt zu wissen", ok, er hatte auch immer von ihr gewusst, dass war nicht das was er sagen wollte, "oder, von anfang an in ihr zu leben!" Er hatte immerhin nur in den Sommerferien im verwunschenen Nymphenwäldchen gewohnt"

"Na ja, ich würde nicht pauschal von der magischen Welt sprechen." Ben schüttelte den Kopf. "Es war ein Teil der magischen Welt, und wenn man sich das komplexe System anschaut, nur ein sehr geringer Teil. Aber das weißt du als Kind nicht und spannend war es ab und an schon."